Warum „Energiewende = Stromwende” eine gefährliche Verengung ist
Wenn jemand hinausposaunt: „Die Energiewende ist strombasiert“, dann klingt das zunächst plausibel — schließlich reden alle über Windräder, Solarstrom, Stromnetz, Elektroautos. Doch diese Sicht übersieht das, was für das alltägliche Leben zentral ist: WÄRME. Heizung, Warmwasser, industrielle Prozesswärme — das sind Unmengen an Energie, die nicht als Strom gedacht sind. Wer die Energiewende auf Strom reduziert, verschließt die Augen vor dem größten Hebel.
Tatsächlich
liegt der Wärmebedarf in Deutschland auf einem der Spitzenplätze:
Der Gebäudesektor macht einen wesentlichen Anteil des
Energieverbrauchs aus — und der Wärmebedarf darin ist
gigantisch.
https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimaschutz-energiepolitik-in-deutschland/waermewende
Sträflich wäre es, Wärme einfach als Nebenprodukt zu betrachten — sie ist zentral. Deshalb braucht es eine gleichberechtigte „Wärmewende“ neben der Stromwende.
Warum die einseitige Strom-Fixierung gefährlich und fehlgeleitet ist
1. Netze & Infrastruktur: Überlastung droht
Wenn wir glauben, wir könnten Heizung, Warmwasser und Prozesswärme überwiegend über Strom lösen — also Wärmepumpen betreiben, Elektroboiler hochfahren etc. — dann setzen wir unser Stromnetz unter massiven Druck. Speziell in kalten Perioden (Winter, lange Heizzeiten) könnten Stromnetze überlastet sein. Statt zusätzliche Netze zu bauen, wäre es klüger, Wärme direkt dort bereitzustellen, wo sie gebraucht wird — ohne den Umweg über Strom.
2. Energieverluste & Effizienzverluste
Wärme über Strom zu erzeugen (z. B. elektrisch oder über Wärmepumpe) bedeutet — je nach System — zusätzliche Umwandlungsverluste und elektrischen Mehraufwand. Es ist nicht zwingend der effizienteste oder sparsamste Weg. Wenn wir stattdessen Wärme direkt erzeugen — z. B. mit Solarthermie, Geothermie oder über Wärmenetze — vermeiden wir unnötige Energieverschwendung und eine übermäßige Netzbelastung. https://www.energieverbraucher.de/de/Waermewende__3492/
3. Klimaschutzchance verpassen
Derzeit
wird der Wärmebereich in Deutschland noch überwiegend fossil
gedeckt — Gas, Öl, Fernwärme aus Fossilen.
https://www.wwf.de/themen-projekte/klimaschutz/klimaschutz-deutschland/ohne-waermewende-keine-energiewende
Wenn
wir die Wärmewende nicht konsequent vorantreiben, bleibt die
CO₂-Bilanz im Gebäudesektor nach wie vor dramatisch. Nur eine
echte Dekarbonisierung der Wärme — durch nachhaltige Wärmequellen
— kann den Klimaschutz voranbringen.
https://www.bdew.de/energie/waermewende/
Warum wir dringend eine ganzheitliche Sicht brauchen: Energie und Wärme
Ein modernes, nachhaltiges Energieversorgungssystem darf Strom und Wärme nicht getrennt, sondern nur gemeinsam denken. Wärmebedarf ist kein Randthema — er ist zentral.
Wärme direkt erzeugen: Technologien wie Solarthermie, Geothermie (Erdwärme) oder auch nachhaltige Biomasse/Abwärme — je nach Kontext. Solarthermie zum Beispiel kann sofort und ohne Stromnetz beanspruchende Umwege Wärme für Warmwasser oder Heizung bereitstellen.
https://www.si-shk.de/energiewende-braucht-solarthermie-177013/Effiziente Wärmesysteme + Dämmung: Kombination aus guter Dämmung, Wärmeschutz und modernen Wärmetechnologien senkt den Bedarf und reduziert den Bedarf an teurem Strom für Heizung.
Wärmenetze, Nah- und Fernwärme: In dichter besiedelten Gebieten sind Wärmenetze ein sehr effizienter und umweltfreundlicher Weg — insbesondere, wenn sie gespeiste Wärme aus erneuerbaren Quellen nutzen.
Kurz: Die Energiewende darf nicht zu einer Stromwende verkommen. Wir brauchen eine gleichrangige Wärmewende — und zwar sofort.
Ein paar Seitenhiebe auf Politik und Orientierungslosigkeit
Es ist einigermaßen absurd — nein: tragikomisch — wenn jene, die sich für die Energiewende verantworten, nur über Windräder und PV-Module reden, aber kaum ein Wort über Wärme verlieren. Man könnte fast applaudieren, wenn es nicht so teuer und folgenreich wäre.
Da
gibt es eine Bundeswirtschaftsministerin (manche sagen: Zu
Sprechblasen neigend) sowie einen Bundeskanzler (dessen Blick auf
„Wirtschaft & Wachstum“ fast schon legendär rigoros ist) —
und beide benehmen sich, als sei Energie einzig gleich Strom.
Ganz
so, als hätten sie vergessen, dass Menschen Wärme brauchen, nicht
nur Steckdosen. Dass sie uns mit diesem Tunnelblick in eine
gefährliche Schieflage manövrieren. Gut, bei der Vertreterin des
BMWE scheint ein Blick auf ihre berufliche Laufbahn zu reichen, um
ein Gefühl dafür zu erhalten, bei wem sie sich persönlich für
ihre Zeit, hoffentlich nicht mehr lange, als Ministerin empfehlen
möchte.
Wenn wir zulassen, dass die Heizungspolitik von Lobbyinteressen und medialer Aufmerksamkeit für Strom dominiert wird, dann droht uns nicht nur ineffiziente Energieversorgung — sondern Verfehlung der Klimaziele, überlastete Netze und womöglich ein teures Heizungssystem, das mehr Strom als Sinn verbraucht.
Warum Solarthermie (und andere Wärme-Technologien) wieder in den Fokus müssen
Solarthermie entlastet das Stromnetz: Wärme durch Sonne — da braucht es keinen Strom. Gerade Warmwasser oder Heizungsunterstützung lassen sich effizient und preiswert realisieren.
Günstige, dezentrale Wärmequellen: Solarthermie-Kollektoren, Wärmepumpen, Geothermie, Nah- und Fernwärme — oft dezentral einsetzbar; ideal auch für ältere Gebäude oder Wärmenetze. https://www.waermewende.de/waermewende/kommunale-waermewende/technologien/
Kombinationsmöglichkeiten & Flexibilität: Dämmung + Solarthermie + Wärmepumpe + ggf. Wärmespeicher — je nach Haus, Lage und Bedarf. Damit lassen sich Wärmebedarf und CO₂-Ausstoß effektiv senken, ohne unser Stromnetz unnötig zu überfordern.
https://energiewende.eu/wie-die-waermewende-gelingt/
Fazit: Energiewende ohne Wärmewende ist taub, stumm – und fahrlässig
Wer heute noch sagt „Energiewende = Stromwende“, der verschätzt sich — und unterschätzt die Dimension von Wärme als Energieform. Die Wahrheit ist: Wärme ist zentral — und verlangt ihren Platz neben Strom.
Wenn wir das nicht begreifen, riskieren wir eine verzerrte Energiepolitik — mit überlasteten Netzen, ineffizientem Energieeinsatz, verpassten Klimazielen und teuren Heizungssystemen. Eine echte, zukunftsfähige und klimaneutrale Energieversorgung gelingt nur, wenn wir die Energiewende umfassend denken — als Wechsel von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien in ALLEN Sektoren: Strom und Wärme.
Also,
liebe Vertreter der Ministerien:
Schluss
mit der Strom-Fixierung. Her mit der Wärmewende!
Sonst bleibt
das Wort „Wende“ nur ein hübsches Etikett — ohne Substanz.