Ärmel
hochkrempeln –
Die Energie- und Wärmewende als
Bürgerbewegung
Es
gibt in Deutschland eine bemerkenswerte Tradition: Wir warten. Wir
warten auf Verordnungen, auf Förderprogramme, auf
Kabinettsbeschlüsse, auf „große Würfe“. Besonders dann, wenn
es um die Energie- und WÄRME-Wende geht.
Dabei hat sich über
Jahre eine unbequeme Wahrheit herauskristallisiert: Wer wartet,
verliert. Zeit, Geld – und vor allem Handlungsspielräume.
Die Politik wirkt in diesem Feld zunehmend wie ein Nachtwächter im Museum der fossilen Epoche: stets bemüht, nichts zu verändern, solange noch Licht brennt. Während draußen Wärmepumpen, Solarthermieanlagen, Geothermie, Biomasse-Heizwerke, Nahwärmenetze und Power-to-Heat-Lösungen längst serienreif sind, wird innen beraten, geprüft, abgewogen und moderiert – bevorzugt in Arbeitskreisen mit äußerst stabilen Kaffeekannen.
Dabei ist die Lage, rein technisch gesehen, längst klar. Rund 50 % des deutschen Endenergieverbrauchs entfallen auf Wärme. Studien von Fraunhofer ISE, Agora Energiewende und der Internationalen Energieagentur zeigen übereinstimmend, dass genau hier die größten und zugleich wirtschaftlichsten Dekarbonisierungpotenziale liegen – durch Kombination aus elektrischen Wärmepumpen (Idealerweise plus unsere doch so heißgeliebte PV), solarthermischen Großanlagen, industrieller Abwärmenutzung, Tiefengeothermie und saisonalen Wärmespeichern. Das Problem ist nicht die Technik. Das Problem ist die Trägheit und der schlichte Unwille.
Währenddessen wartet man in Berlin auf den großen Masterplan, der vermutlich dann verabschiedet wird, wenn der letzte Gaskessel in Rente geht. Die aktuelle Bundesregierung wirkt dabei weniger wie ein Innovationstreiber und eher wie ein Verwaltungsseminar zur korrekten Bedienung der Bremse. Manche Ministerien erinnern an Sicherheitseinweisungen im Museum für Dampflokomotiven: viel Respekt vor historischen Technologien, große Skepsis gegenüber allem, was nach Zukunft riecht.
Die Wirtschaft hingegen könnte längst mehr. Industrie und Mittelstand verfügen über Ingenieurskunst, Kapital und Umsetzungsgeschwindigkeit. Was fehlt, ist nicht Know-how, sondern Mut zur Eigeninitiative. Und wenn es an Kapital fehlt, nun dann sollte man daran denken, dass die Globalisierung keine Einbahnstraße ist. Dann geht man Kooperationen mit denen ein, die Technologien und Mainstreamfertigung besser verstehen und zudem noch Venture Capital mitbringen. Kooperieren, statt gegen den Drachen angehen, das Spiel verlieren wir. Aber zurück zum eigentlichen Kern der Ausführungen zur Eigenleistung: Warum nicht Energiegenossenschaften gründen, industrielle Abwärme systematisch in kommunale Netze einspeisen, Contracting-Modelle für Quartierslösungen etablieren? In Dänemark, Schweden, Finnland ist genau das längst Alltag: Nahwärme aus Großwärmepumpen, saisonale Wärmespeicher in Erdbecken, kommunale Wärmeplanung als Infrastrukturprojekt – ohne jahrelange politische Selbstfindungsphasen. Die Niederlande und Frankreich haben hier eher einen „mittleren Fortschritt“ zu vermelden, aber immerhin.. Und wir?
Besonders tragikomisch ist die Fixierung auf die rein strombasierte Lösung, als ließe sich jahrzehntelanger fossiler Wärmebedarf per Kabel allein bewältigen. Die Fachwelt ist sich einig: Ohne einen Technologiemix wird die Wärmewende nicht funktionieren. Solarthermie kann in Wärmenetzen bis zu 30 % der Jahreswärme liefern. Geothermie steht potenziell rund um die Uhr zur Verfügung. Biomasse – nachhaltig eingesetzt – ist regelbar und speicherbar. Abwärme aus Rechenzentren und Industrieanlagen verpufft derzeit meist ungenutzt. Man könnte meinen, wir hätten ein Schatzkonto, aber die PIN verlegt.
Natürlich ist es bequem, all dies der Politik zu überlassen. Sie möge regulieren, fördern, beschleunigen, vereinfachen. Doch die vergangenen Jahre haben gezeigt: Selbst gut gemeinte Programme verheddern sich nicht selten in Formularen, Zuständigkeiten und der Angst vor Fehlern. Vielleicht ist es an der Zeit, die Perspektive zu wechseln. Nicht als trotziger Rückzug, sondern als emanzipatorischer Akt: Selbst ist die Energiewende.
Beachte: Zahlentechnisch nicht mehr ganz taufrisch, aber eine nach wie vor
passende Richtung die aufgezeigt wird!
P.S. und hier geht es nur um Strom!
Das bedeutet nicht Anarchie im Heizungsraum, sondern organisierte Selbstverantwortung. Bürger, Unternehmen und Kommunen können Netzwerke aufbauen, Pilotprojekte starten, Wärmenetze planen, Speicher errichten – und damit Fakten schaffen, bevor der nächste Referentenentwurf in Umlauf geht.
Die Geschichte lehrt uns: Technologische Sprünge kamen selten aus Ministerien, sondern aus Werkhallen, Garagen und mittelständischen Betrieben, oder?!.
Die
Satire besteht letztlich darin, dass wir auf Erlösung durch
Verwaltung hoffen, während die Werkzeuge längst in unseren Händen
liegen. Die Energiewende ist keine Frage politischer Großrhetorik,
sondern technischer Praxis. Mal abgesehen davon, dass wir aktuell
eine BR vorzuweisen haben, denen es scheinbar an Kompetenz und Willen
fehlt. Eine ungesunde Mischung. Keine ideologische Schlacht, sondern
ein Infrastrukturprojekt.
Bei den Ministerien und deren
Vertretern schaut man gefühlt doch eher mal danach wie man seine
Zukunft in einem hoch dotierten Posten bei Freunden aus Industrie und Wirtschaft gestalten kann.
Einen Posten bei dem man schlicht existent sein muss. Leistung wird
da doch eher weniger eingefordert. Einfach mal Fritze fragen. 😏
Vielleicht ist es an der Zeit, weniger auf die längst überfällige Pressemeldung aus dem Regierungsviertel zu warten – und mehr auf die eigene Heizzentrale, das eigene Firmendach, das eigene Quartier, die eigene kommunale Wärme-/Energieversorgung zu schauen. Nicht aus Politikverdrossenheit, sondern aus Gestaltungswillen UND weil es die aktuelle Regierung schlicht nicht zu können scheint.
Lasst
uns in die Zukunft schweifen.
Was möchten wir lesen, wenn wenn
die Geschichte der Wärme- und Energiewende eines Tages geschrieben
wird?
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