Einseitig elektrisiert:
Warum Deutschland in der Energie- und Wärmewende den Blick weiten muss
Die Energiewende ist das größte Infrastrukturprojekt seit dem Wiederaufbau. Deutschland will klimaneutral werden, und das möglichst schnell. Politisch wie gesellschaftlich herrscht dabei ein fast elektrisierter Fokus: Alles dreht sich um Strom. Photovoltaik, Windkraft, Wärmepumpen – das sind die Heilsbringer, die in jedem politischen Statement, in jeder Fördermaßnahme und auf jedem Konferenzpodium im Scheinwerferlicht stehen. Strom gilt als universelle Währung der Energiewende.
Doch so richtig diese Technologien sind, so gefährlich ist es, sie allein in den Mittelpunkt zu stellen. Die Wärmewende, die Mobilität und die Industrieprozesse zeigen: Deutschland braucht mehr als nur Elektronen. Wir brauchen Moleküle, wir brauchen Vielfalt, und wir brauchen eine strategische Ausrichtung, die alle Technologien der erneuerbaren Energien ernsthaft einbindet.
Warum Strom allein nicht reicht
Heute beträgt der Stromverbrauch in Deutschland rund 500 Terawattstunden (TWh) pro Jahr. Mit Elektrifizierung – also Wärmepumpen, E-Mobilität und Wasserstoffproduktion – könnte er sich bis 2045 nahezu verdoppeln. Klingt machbar, wenn man einfach mehr Solarpanels und Windräder aufstellt. Doch die Realität bremst: Genehmigungsverfahren ziehen sich, Stromnetze stoßen an Kapazitätsgrenzen, Akzeptanz in der Bevölkerung ist oft begrenzt.
Und dann ist da die Wärme: Rund 50 % des gesamten Endenergieverbrauchs entfällt auf die Bereitstellung von Wärme – für Gebäude, Industrie, Warmwasser. Wärme ist träger als Strom, benötigt Speicher, lokale Lösungen und vor allem Diversität. Eine alleinige Fokussierung auf Wärmepumpen ignoriert, dass nicht jedes Altbauviertel, nicht jede Industriehalle und nicht jedes Dorf durch einen simplen Wärmepumpenanschluss glücklich wird.
Die Kraft der Vielfalt
Deutschland hat mehr im Köcher als nur Wind, Sonne und Wärmepumpen. Biogas, Solarthermie, Geothermie, Power-to-X, synthetische Kraftstoffe, Nah- und Fernwärmenetze, Abwärmenutzung, saisonale Wärmespeicher – all das sind Technologien, die schon heute erprobt sind und lokal enorme Potenziale haben.
Biogas: Kann flexibel Strom und Wärme liefern, insbesondere im Winter, wenn der PV-Ertrag abnimmt.
Solarthermie: Liefert Wärme direkt, mit bis zu 70 % Wirkungsgrad – eine elegante Ergänzung zur Strom-PV.
Geothermie: Bietet grundlastfähige, wetterunabhängige Wärme, gerade für Städte.
Abwärmenutzung: In der Industrie liegen gigantische Energiemengen ungenutzt in der Luft.
Power-to-X: Macht aus überschüssigem Strom synthetische Kraftstoffe oder Gase, die speicherbar sind.
Und noch mehr
Eine moderne Energiepolitik müsste diesen Werkzeugkasten orchestrieren, statt nur zwei, drei Instrumente hochzuhalten. Denn wie in einem Orchester klingt auch die Energiewende nur dann harmonisch, wenn alle Stimmen zusammenspielen.
Was passiert, wenn wir den Blick verengen?
Wer nur auf Strom setzt, läuft in mehrere Sackgassen:
Netzüberlastung – Wärmepumpen und E-Autos, die alle abends um 18 Uhr Strom ziehen, überfordern lokale Netze.
Saisonale Lücke – PV liefert im Winter weniger, Wärmepumpen haben aber gerade dann den größten Bedarf.
Industrieabwanderung – Prozesse wie Stahl- oder Chemieproduktion brauchen Hochtemperaturwärme, H2 und weitere Quellen. Ein „Alles-elektrisch“-Dogma ist hier schlicht unrealistisch.
Kostenfalle – Überinvestitionen in Netze, Speicher und Subventionen treiben Strompreise weiter hoch – mit Folgen für Wettbewerbsfähigkeit und soziale Akzeptanz.
Kleiner humorvoller Zwischenton: Frau Ministerin und die Experten
Hier kommt ein kleiner Schwenk: Unsere aktuelle Wirtschaftsministerin (ja, genau die mit den großen Visionen und noch größeren Reden) wirkt manchmal so, als würde sie ein Kochbuch für die Energiewende in den Händen halten, aber die Hälfte der Rezepte konsequent ignorieren. Stattdessen kocht sie immer nur Nudeln mit Ketchup – und wundert sich, warum niemand satt wird.
Man
möchte fast vorschlagen: Schicken Sie die Ministerin einmal drei
Wochen auf „Bootcamps“
zu echten Energie- und Wärmemeistern – zu Stadtwerken,
Bioenergiehöfen, Geothermie- Nahwärmeprojekten.
Dort, wo keine Hochglanzfolien, oder
befreundete Vertreter der hofierten EVs,
sondern handfeste Leitungen, Solarthermiefelder, BHKWs und Speicher die Arbeit machen.
Ein bisschen Demut gegenüber der Praxis täte der Theorie im
Ministerium gut. Zudem
wäre ein neutraler Blick zur positiven Wirkung der Anwendung der
Erneuerbaren angebracht.
Eine Studie anfertigen zu lassen die
im Idealfall genau das bestätigt, was man persönlich gerne sehen
möchte, so der Eindruck, hilft hier wenig weiter und wird mal wieder
auf dem Rücken der Bürgerinnen & Bürger ausgetragen – frei
nach „Wer zahlt bestimmt die Musik“
Sprich, der
Steuerzahler darf dann die Fehler der Fehlorientierung einer
Ministerin bezahlen, die eventuell zu sehr um ihr persönliches Wohl
bemüht zu sein scheint.
Ja, schon klar, machen wir doch schon
immer – schließlich tragen wir noch die massiven Kosten eines
fehlgeleiteten J.Spahn, eines A. Scheuer etc. etc. aber zurück zum Thema.
Es gilt die
Erneuerbaren (Wärme und Strom), mit allen uns bereits zur Verfügung stehenden
Technologien, weiter auszubauen und das vervollständigt um
Speichertechnologien jeglicher Art, geschicktes Energiemanagment
usw.. Eventuell sollte man mal die Fragen die soetwas zu Ende denken
können.
Fazit: Die Wärmewende ist mehr als eine Steckdose
Die Klimaneutralität 2045 ist absolut erreichbar, wenn man denn willens ist – aber nur, wenn wir Technologieoffenheit aus dem Bereich der Erneuerbaren nicht als Floskel, sondern als Strategie verstehen. Deutschland muss seine ganze Ingenieurskunst nutzen, alle erneuerbaren Quellen kombinieren und regionale Lösungen fördern. Strom ist das Rückgrat, aber nicht die gesamte Anatomie. Wärme, Speichertechnologien, Energiemanagementsysteme, Netze etc. – sie alle sind Teil des Systems.
Denn eines ist sicher: Mit einem einseitigen Fokus auf Strom riskieren wir eine teure, instabile und unvollständige Energiewende. Mit einem breiten Ansatz hingegen schaffen wir Versorgungssicherheit, Akzeptanz und wirtschaftliche Chancen.
Oder,
um es mit einem Augenzwinkern zu sagen:
Wer die Wärmewende
nur über die Steckdose denkt, wird im Winter kalte Füße bekommen –
und zwar ganz ohne Klimaschutz.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen